TX750 Cafe-Racer - Kultmoto

Title
Direkt zum Seiteninhalt
Das TX750 Cafe-Racer Projekt
Am Anfang war...
Ja! Ich gebe es zu.... Ein altes Motorrad zu verunstalten und mehr oder weniger geschmackslos nach eigenem Gusto herzurichten... Nein!  Das  konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Es war bisher immer meine  Motivation und Antrieb aus den herunter gekommenen, teils verrosteten und  verbeulten Mopeds wieder ein strahlendes Original herzurichten. Diese  Vorgehensweise hat zudem den praktischen Nutzen, dass man immer genau weiss  wohin ein Teil kommt und wie es hergerichtet werden muss damit am Schluss das  Motorrad wieder wie einst beim Erstkauf dasteht.
 
Am Anfang stand letztlich eine Anfrage eines vermeintlichen Kunden welcher angefragt hatte, aus einer kürzlich erstandenen TX750 - nach seinen Wünschen - einen Cafe-Racer zu formen. Zuerst widerstrebte mir der Gedanke heftig... Ich war aber bereit für ein Treffen um die Idee zu beleuchten und die Vorgehensweise zu besprechen. So reifte langsam die Einsicht, dass es durchaus spannend sein könnte mal ein entsprechendes Cafe-Racer Projekt zu realisieren. Leider musste das 'Kundenprojekt' bereits nach kurzer Zeit in eine Ecke gestellt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Aber die Idee hatte gezündet und wir besprachen uns innerhalb des Werkstatt-Teams (csmech.ch   & kultmoto.ch) über das weitere Vorgehen. Zudem war auch ein Freund 'des Hauses' bereit seine guten Kenntnisse der TX750 und seinen schier unerschöpflichen Teile-Pool einzubringen. Beide Komponenten sind von unschätzbarem Wert für ein erfolgreiches Projekt.

So wurde die Idee im Frühjahr 2020 (also zur Zeit der Corona-Pandemie) immer konkreter, anstelle des 'Kundenprojektes' nun erstmals ein eigenes   Cafe-Racer Projekt zu beginnen.
Bereits aus einer Vorstudie hatten wir ein neues Konzept für einen Cafe-Racer Öltank entwickelt. Der Tank wurde aus einem Stück Aluminium aus dem Vollen gedreht (csmech.ch)
Für alle möglichen Kontrollen und Abmessungen hatten wir umgehend einen TX750-Dummy zur Hand. Hier wird geprüft ob der Öltank in das Rahmendreieck unter dem Sattel passt.
Zu Beginn gab es immer wieder  Diskussionen. Es gab viel zu besprechen. Zb. die Farbe: Meine Vorliebe für die  Farbe schwarz bei Motorrädern ist ja bereits weitherum bekannt. Also war klar:  Der Cafe-Racer soll in der Grundfarbe schwarz werden. Farbliche Akzente sollten einzig mit einem  abgedunkelten Rot realisiert werden.   

Das Motorrad sollte auch durchaus strassentauglich werden.  Das heisst: Es muss die Zulassungskontrolle beim Strassenverkehrsamt überstehen.  Das bedeutet wiederum: Abweichungen vom Original betreffend Antrieb, Bremsen,  Fahrgestell inkl. Federungen und Räder mussten unterlassen oder zumindest mit  Bedacht gewählt werden. Fremdteile wie beispielsweise der Stummellenker oder die  neue Lichtanlage mussten eine EU-Zulassungen vorweisen können.  
Ob es erlaubt ist oder nicht werden wir dann bei der Zulassungskontrolle erfahren. Auf jeden Fall muss die Lenkerhalterung auf der originalen Gabelbrücke abgetragen werden.
Die Gabelbrücke nach dem verschweissen der Gewindebohrungen für die original Lenkerhalterung. Hier ist immer noch viel Handarbeit nötig.
Kontrolle ob's passt: die bearbeitete Gabelbrücke und die LSL-Stummellenker bei einer ersten Anprobe.
Langsam aber sicher kristallisierte sich auch das weitere  Vorgehen heraus. Die Felgen und Radnaben sollten Seidenglanz schwarz  pulverbeschichtet werden. Ebenso die Motorabdeckungen und die Tauchrohre der  Gabel. Für die Gabelholme war eine Pulverbeschichtung natürlich nicht möglich.  Aber unser lokaler Metallveredler -  die WML Metallveredelung AG - wusste Rat und konnte ein Verfahren zum  Schwarzverchromen anbieten. Also wanderten auch gleich sämtliche Speichen, Die  Antriebsritzel, diverse Schrauben, Unterlagscheiben und andere Kleinteile zur  schwarzen Metallveredelung. So konnte nun gewährleistet werden, dass wirklich  alles schwarz werden würde. Eine Ausnahme bilden wenige Teile wie beispielsweise  die Kühlrippen des Zylinders. Der Zylinder und der Ventildeckel wurde mit  Hochtemperatur Mattschwarz lackiert. Die Motorenschalen und Vergaser gingen in  die hauseigene Freiluft-Lackiererei....
Motor-Aufbau zur Studienzwecken: Mattschwarzer Zylinder und Ventildeckel auf seidenglanz schwarz lackierter Motorschale. Die roten Aluminiumschrauben stammen von der Firma Jäger-Schrauben aus Deutschland.
Auch der pulverbeschichtete Kupplungsdeckelwird mit roten Aluminiumschrauben befestigt. Die Vergaserbatterie wurde mit 2K-Rucopur seidenglanz RAL 9005 lackiert. Die schwarzen Luftfilter Aufsätze kommen aus dem Nirgendwo des chinesischen Hinterlandes.
Vorbereitung zum Schwarzverchromen der Cafe-Racer Kleinteilen bei der WML Metallveredelung AG in Bern.
Ein Auslage von schwarzverchromten Teilen (Gabelholme unten rechts). Selbst jede Speiche musste einzeln aufgehängt und verchromt werden.
Dann ist da noch die Geschichte mit der Sitzbank: Gerade der  Sattel ist wohl eines der charakteristischsten Merkmale eines echten Cafe-Racer.  Daher musste ein individuell gefertigter Sitz her! Als Basis dient ein gut  erhaltenes Sattelblech eines original TX750-Sattels. Dadurch wird die  Passgenauigkeit zwischen dem Rahmen und dem Tank ohne grossen Aufwand und ohne  signifikante Abänderung garantiert. Eine grosse Herausforderung dann aber den  hinteren Bürzel sauber und formgenau einzupassen. Hier brauch es neben einer  grossen Portion Können auch sehr, sehr viel Geduld.... alles reine Handarbeit!
Für die Sitzbank des Cafe-Racers dient ein original Sattelblech. Alles was jetzt noch kommt ist reine Handarbeit: Abmessen, abschätzen, zuschneiden, schweissen, dengeln, schleifen, usw...
Der Sattel-Bürzel zeichnet sich schon deutlich ab. Vorsichtiges herantasten an die korrekte Form ist eine schwierige, zeitaufwändige Sache.
Anprobe der fertig geschlosserten Cafe-Racer Sitzbank auf dem Originalrahmen: Hinten die beiden Ausstülpungen für den Einsatz der Rück- und Bremslichter mit integriertn Richtungs-Blinker.
Nun konnten auch immer wieder Teile definiert werden welche  neben der schwarzen Grundfarbe des Motorrades die roten Farbakzente setzen  sollten. So sollte beispielsweise ausser den rot eloxierten Aluminumschrauben  des Motores auch der Rahmen und die Hinterradschwinge in Rot erstrahlen. Des  weiteren war auch rote Farbe für die beiden Gabelbrücken vorgesehen. Auch  einzelne Anbauteile am Motor sollten rote Farbpunkte setzen. Alle diese Teile,  und auch die Bremszangen und Bremsscheibenhalterungen des Vorderrades wurden  glasgeperlt und für die Lackierung vorbereitet. Die Lackierung der Kleinteile  mit einer speziell gemischten roten 2K- Rucopur Farbe erfolgte dann wie in  solchen Fällen üblich, bei schönsten Wetterbedingungen in der eigenen  OpenAir-Lackierumgebung.
Rot lackierte Kleinteile des Cafe-Racer am trocknen. Im Vordergund die rechte Fussraste, dann zwei Vergaserabdeckungen und die beiden Verstellringe um die Federhärte der Schwinge einzustellen.
36 Speichennippel für eines der beiden Räder. Gesamthaft 72 Speichenschrauben wurden im Tauchverfahren wie alle Lackteile erst grundiert und dann mit der 2K-Farbe lackiert.
Zwischenzeitlich waren nun also viele Einzelteile für den  Zusammenabau bereit. Einer der ersten Teile war der Zusammenbau der beiden  Räder. Alle Lager und Staubkappen wurden erneuert und in die Naben eingepresst.  Danach wurden beide Räder neu eingespeicht. Auch die Vordergabel wurde nun mit  den pulverbeschichteten und schwarzverchromten Teilen neu zusammen gebaut. Der  Töff konnte nun erstmals mit Räder und Motor zur Begutachtung ausgestaltet  werden.
Konvolut pulverbeschichteter Cafe-Racer Teile: Ganz oben die beiden Felgen (noch eingepackt). Unten das vordere Schutzblech und die beiden Tauchrohrer der Vordergabel.
Für das einsetzen der Radlager wurde ein Spezialwerkzeug für die Handpresse gefertigt. Hier geschieht das Einpressen des linken Lagers vom hinteren Rad.
Ein erster Aufbau für die Begutachtung des Farbkonzeptes. Noch ist der Motor eine leere Hülle und es fehlt auch noch die komplette Elektrik. Es ist also noch ein weiter Weg, trotzdem gibt diese Ansicht einen ersten Eindruck und eine Hilfestellung beim weiteren Vorgehen.
Stand Ende August 2020.... Fortsetzung folgt
Zurück zum Seiteninhalt